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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 86

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
86 69. Lützows Wilde Ja^d. 1. Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein? Hör's näher und näher brausen. Es zieht sich herunter in düsteren Reihn, und gellende Hörner erschallen darein und erfüllen die Seele mit Grausen. Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 2. Was zieht dort rasch durch den finstern Wald und streift von Bergen zu Bergen? Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt; das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt; es fallen die fränkischen Schergen. Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 3. Wo die Reben dort glühen, dort braust der Rhein, der Wütrich geborgen sich meinte. Da naht es schnell mit Gewitterschein und wirft sich mit rüst'gen Armen hinein und springt ans Ufer der Feinde. Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 4. Was braust dort im Tale die laute Schlacht, was schlagen die Schwerter zusammen? Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht, und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht -und lodert in blutigen Flammen. Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt: Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd. 5. Wer scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht, unter winselnde Feinde gebettet? Es zuckt der Tod auf dem Angesicht, doch die wackern Herzen erzittern nicht; das Vaterland ist ja gerettet. Und wenn ihr die schwarzen Gefallnen fragt: Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 87

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
6. Die wilde Jagd und die deutsche Jagd auf Henkersblut und Tyrannen! Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt das Land ist ja frei, und der Morgen tagt, wenn wir's auch nur sterbend gewannen! Und von Enkeln zu Enkeln sei's nachgesagt: Das war Lützows wilde, verwegene Jagd. 70. Gebet während der Schlacht. 1. Vater, ich rufe dich! Brüllend umwölkt mich der Dampf der Geschütze, sprühend umzucken mich rasselnde Blitze; Lenker der Schlachten, ich rufe dich! Vater du, führe mich! 2. Vater du, führe mich! Führ mich zum Siege, führ mich zum Tode! Herr, ich erkenne deine Gebote! Herr, wie du willst, so führe mich! Gott, ich erkenne dich! 3. Gott, ich erkenne dich! So im herbstlichen Rauschen der Blätter als im Schlachtendonnerwetter, Urquell der Gnade, erkenn' ich dich. Vater du, segne mich! 4. Vater du, segne mich! In deine Hand befehl' ich mein Leben, du kannst es nehmen, du hast es gegeben; zum Leben, zum Sterben segne mich! Vater, ich preise dich! 5. Vater, ich preise dich! 's ist ja kein Kampf für die Güter der Erde; das Heiligste schützen wir mit dem Schwerte. Drum, fallend und siegend, preis' ich dich! Gott, dir ergeb' ich mich! 6. Gott, dir ergeb' ich mich! Wenn mich die Donner des Todes begrüßen, wenn meine Adern geöffnet fließen, dir, mein Gott, dir ergeb' ich mich! Vater, ich rufe dich!

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 176

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
176 mit dem duftenden Staube gefüllt waren. Der Oberförster raste in unermeßlicher Wut. Er ließ durch seine Heger die Buben nur so von den Bäumen schütteln, unbekümmert um die Höhn, aus der sie fielen. Während sie wimmernd und schreiend um seine Füße krochen, der eine mit zerschlagenem Gesicht, der andere mit aus- gerenktem Arm, ein dritter mit gebrochenem Bein, zerbleute er eigen- händig die beiden Weiber. Und als die Körbe und Tücher der Weiber und die Hüte der Buben in Pfand genommen wurden und Hopp den Auftrag bekam, sie aufs Gericht zu bringen, konnte er sich eines schlimmen Vorgefühls nicht erwehren. 9. Der Befehl, den ihm damals der Oberförster zurief, wild wie ein Teufel in der Hölle und wie ein solcher umringt von jammernden und gepeinigten Sündern, ist der letzte gewesen, den der Revier- jäger im Leben von ihm erhalten hat. Eine Woche später traf er ihn wieder im Lindenrondell — tot. Aus dem Zustande, in dem die Leiche sich befand, war zu ersehen, daß sie hierher, und zwar durch Sumpf und Gerölle geschleppt worden war, um an dieser Stelle aufgebahrt zu werden. Der Oberförster lag auf abgehauenen Zweigen, die Stirn mit einem dichten Kranz aus Lindenblüten umflochten, einen eben solchen als Bandelier um die Brust gewunden. Sein Hut stand neben ihm, mit Lindenblüten gefüllt. Auch die Jagd- tasche hatte der Mörder ihm gelassen, nur die Patronen herausgenommen und statt ihrer Lindenblüten hineingetan. Der schöne Hinterlader des Oberförsters fehlte und war durch einen elenden Schießprügel ersetzt. Als man später die Kugel, die seinen Tod verursacht hatte, in der Brust des Ermordeten fand, zeigte sich, daß sie genau in den Lauf dieses Schießprügels paßte, der dem Förster gleichsam zum Hohne über die Schulter gelegt war. i Hopp stand beim Anblick der ent- stellten Leiche regungslos vor Entsetzen.! Er hätte keinen Finger heben können, und auch das Gehirn war wie gelähmt; er starrte nur und stand und dachte anfangs gar nichts, und erst nach einer Weile brachte er es zu einer Beobachtung, einer stummen Frage: — Was hat denn der Hund? 10. Der Krambambuli beschnüffelt den toten Mann, läuft wie nicht gescheit um ihn herum, die Nase immer am Boden. Einmal winselt er, einmal stößt er einen schrillen Freudenschrei aus, macht ein paar Sätze, bellt, und es ist gerade so, als erwache in ihm eine längst er- storbene Erinnerung... „Herein,“ ruft Hopp, „daherein!“ Und Krambambuli gehorcht, sieht aber seinen Hern in allerhöchster Aufregung an, und — wie der Jäger sich auszudrücken pflegte — sagt ihm: Ich bitte dich um alles in der Welt, siehst du denn nichts? Riechst du denn nichts?-

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 245

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
245 verbreitet, und selbst England, das erste Stahlland der Welt, hat es nicht verschmäht, wiederholt Bestellungen bei Krupp zu machen; nur Frankreich hat bisher keine deutschen Kanonen erhalten. 3. Weit mehr Material aber als für Kriegswaffen wurde für Friedensgerätschaften verarbeitet. Kruppsche Eisenbahnschienen, Rad- reifen, Räder, Achsen, Schiffswellen und Werkzeuge der verschiedensten Art wurden wegen ihrer Zuverlässigkeit weithin berühmt und gingen in ungezählten Mengen hinaus in alle Welt./^ 4. So wuchs das Werk unter Alfred Krupps Leitung aus der kleinen Werkstatt, die ihm sein Vater hinterlassen, zu einem Riesenunternehmen an. Eine kräftige Stütze fand der unermüdliche Mann an seinem einzigen Sohne Friedrich Alfred. Früh weihte der Vater den Sohn, der vom gleichen-Geiste erfüllt war, in die Fabriktätigkeit ein, und im Jahre 1882 nahm er ihn auch in die oberste Verwaltung seines Riesengeschäfts ans. Schon damals belief sich die Zahl der Arbeiter, die in den Fabriken und in den Hütten und Bergwerken Krupps beschäftigt waren, auf fast 20 000. 5. Unaufhörlich haben seitdem die Kruppschen Werke an Ausdehnung und Bedeutung zugenommen. Die Fabrikanlagen in Essen verbreiten sich heute über 400 ha und gleichen einer ansehnlichen Provinzialstadt. Sie find von einer Ringbahn umschlossen und von zahlreichen Bahngeleisen durchzogen, auf welchen 44 Lokomotiven und über 1900 Eisenbahnwagen verkehren. Ein Netz von Telegraphen- und Telephonleitungen umspannt das Ganze und verbindet die einzelnen Abteilungen untereinander und mit der Zentralstelle. Mehr als 3500 verschiedene Öfen, über 100 Dampf- hämmer, 450 Dampfmaschinen und viele Hunderte der verschiedensten Werkzeugmaschinen schaffen Tag und Nacht. Zur Heizung der Dampf- kessel und sonstigen Feuerungsanlagen werden täglich 500 Wagenladungen Kohlen verbraucht. — Außer den Fabrikanlagen in Essen gehören zum Kruppschen Besitz noch drei Kohlenbergwerke bei Essen und Bochum, zahl- reiche Eisensteingruben in Deutschland und in Nordspanien, ein 25 hm langer Schießplatz bei Meppen, mehrere Hüttenwerke und eine Reederei in Rotterdam. . Friedrich Alfred Krupp hat auch das Grusonwerk in Buckau bei Magdeburg und die Germaniawerft am Kieler Hafen erworben, auf der an 4500 Arbeiter beschäftigt sind. In den Essener Werken sind 35 000, in den Anlagen außerhalb Essens 29 000 Arbeiter tätig. Die Familien dieser 64 000 Arbeiter zählen an 140 000 Köpfe mit rund 34 000 Schul- kindern. 6. Trotz seiner bewundernswerten Erfolge blieb Alfred Krupp ein schlichter, einfacher Mann. Geräuschvollen Festlichkeiten und Feiern war er abhold. Mit Orden, Titeln und Auszeichnungen aller Art war er überreich bedacht worden. Den Adel aber hat er in edlem Stolze abgelehnt. Bis wenige Monate vor seinem Ende hat er rüstig und unermüdlich ge-

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 238

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
238 gehabt; als aber die neue Gewerbeordnung vom Jahre 1869 den Innungszwang aufhob, da waren viele der jüngeren Fischer nicht mehr beigetreten, und die Gilde war immer kleiner und bedeutungsloser geworden. Das bedauerte schon längst so mancher, der beim Ein- kauf eines Fischerbootes oder sonstiger Geräte in die Schuld des Händlers geraten war und nun von diesem nicht mehr loskommen konnte, so daß er nicht nur der andern oft billigern Einkaufsstellen sich gar nicht mehr bedienen durfte, sondern sogar seinen Fang stets zu dem Gläubiger bringen mußte, der ihm den Preis oft willkürlich herabsetzte. „Wie leicht“, sagte der alte Fischer Thomas in der Schenke am Emskai, „könnten wir doch wenigstens wieder einen freien Verein gründen, der den Gerätekauf auf gemeinsame Rechnung besorgte! Dann würden uns die Händler nicht mehr so drücken.“ Das Wort war diesmal an der rechten Stelle gesprochen. Schon am Nachmittag fand eine Versammlung statt, die die Satzungen des neuen Vereins beriet. 2. Ein Werk, das so frisch begonnen wird, gerät öfters über Erwarten. Als der Abend kam, hatte man nicht bloß einen freien Verein gebildet, sondern eine Genossenschaft aller selbständigen Fischer zur gemeinschaftlichen Ausübung der Fischerei begründet. Denn die Beratung hatte es allen klar gemacht, daß der bisherige Einzel- betrieb auf den kleinen offenen Booten einem bessern Platz machen müsse. Man hatte deshalb beschlossen, Fischdampfer zu kaufen, wie die großen Emdener Fischereigesellschaften der Kaufleute sie schon längst besaßen. Das hatte der einzelne Fischer bisher nicht vermocht, so oft er sich auch darüber ärgerte, daß die Dampfer den Fang vom gleichen Tage schon vor dem Abend zur Bahn geliefert hatten. Nun aber, wo über 100 Fischer zu einer Genossen- schaft zusammengetreten waren, bei der jeder mit seinem ganzen Ver- mögen und Verdienst haftbar war, da hatten sie auch Geld und Kredit, und sie hofften ganz mit Recht, daß sie mit ihrer eigenen gemeinschaftlichen Arbeit auf den Schiffen noch mehr verdienen würden als die Kaufleute mit ihren gemieteten Knechten. H. Mäh raun, „ Volkswirtschaftliches Lesebuch''. 184. Die deutsche Fischerei in isländischen Gewässern. * (Gekürzt.) 1. Wer hätte wohl vor 20 Jahren gedacht, daß deutsche Fisch- dampfer an den unwirtlichen Küsten Islands gewaltige Ladungen prächtiger Fische fangen würden? Heute wundert sich niemand

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 314

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
314 die Hillebille weithin durch den Wald und ruft die Kohlknechte und die Jungen zur Mahlzeit. Ernster wird der Wald; Eiche und Buche verschwinden fast ganz; je höher hinauf, desto mehr herrscht die Fichte; die Waldstraße ist von Birken eingefaßt: wir sind auf der Höhe des Sollings, auf bruchiger, schwammiger Blöße, die nur durch die Kunst des Forstmanns einzelne Fichten- Parzellen trägt. Hier oben ist das Revier des Wildschweins und des Hirsches. Mählich biegt sich der Weg über den flachen Rücken des Moos- berges. Er trügt feinen Namen nicht umsonst. Auf moorigem Unter- gründe gedeihen Moose und Flechten, weiches Wollgras und ragendes Ried, Kronsbeeren und Heidekraut; zwischen Erlen leuchten die weißen Stämmchen verkrüppelter Birken. Das ist das Torfmoor des Sollings. Wahrlich! sähen wir nicht in blauer Ferne Berge ragen, wir würden glauben, in einer Moor- und Heidelandschaft der Tiefebene zu sein! Hier lebt die Sage vom wilden Jäger, und treten wir ein in den dämmerigen Fichtenwald, der hier den Moosberg krönt, so wird Frau Sage uns alsbald umspinnen mit allen ihren Geheimnissen. Soll doch in den Fichten des Moosberges das Grab des unholden Wodan- Nachfolgers liegen. Allherbstlich steigt er daraus hervor, um mit tollen Weidgesellen und kläffender Meute, mit Hussa und Horrido seiner wilden Jagdlust zu frönen. Der Moosberg und seine Umgebung bilden eine zusammenhängende Hochfläche und den Kernpunkt des Sollings, von dem aus feine Berge und Täler strahlenförmig nach allen Seiten verlaufen und die Wasser zur Weser und Leine hinabrinnen. Wo am Rande des Gebirges die Täler sich öffnen, da nur konnten sich auf Grundlage eines mäßigen Ackerbaus die größeren Sollingsorte entwickeln, unter denen die Städte Uslar, Hardegsen, Dassel und das etwas größere Holzminden die ältesten und bedeutendsten sind. 5. Auch in den oberen Tälern des Sollings liegen einzelne Ort- schaften, aber nur spärlich verstreut, verhältnismäßig jung und aus den Bedingungen hervorgewachsen, die der Solling mit seinem Holzreichtum, seinen ausgedehnten Weideflächen und seinen Lagern von Sand und Sandstein bot. Da zu unsern Füßen an der Lehne des Moosberges breitet sich Silberborn aus, die jüngste und hochgelegenste Siedelung des Sollings. Und doch sieht es mit seinen graugrünen Sandsteindüchern, dem rauhen Mauerwerk seiner meist einstöckigen Häuser so altersgrau aus, als seien Jahrhunderte darüber hinweggezogen. Weizen gedeiht hier nicht mehr, Roggen nur spärlich, und der kniehohe dünne Hafer wird meistens nur notreif. Freundlicher schaut das weiter unten gelegene Neuhaus aus. Auf grünem Plane liegen die sauberen Häuser verstreut, überragt von der Oberförsterei, dem ehemaligen hannoverschen Jagdschloß,

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 175

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
175 Kundschafter, deren er unter dem schlechten Gesindel in jedem Dorfe mehrere besaß. Es war wohl der frechste Gesell, der jemals ehrlichen Jägers- männern etwas aufzulösen gab, mußte auch selbst vom Handwerk gewesen sein, sonst hätte er das Wild nicht mit solcher Sicherheit aufspüren und nicht so geschickt jeder Falle, die ihm gestellt wurde, ausweichen können. Die Wild- und Waldschäden erreichten eine unerhörte Höhe, das Forstpersonal befand sich in grimmigster Aufregung. Da begab es sich nur zu oft, daß die kleinen Leute, die bei irgend einem unbedeutenden Waldfrevel ertappt wurden, eine härtere Behandlung erlitten, als zu anderen Zeiten geschehen wäre, und als gerade zu rechtfertigen war. Dem Oberförster, gegen den der Haß sich zunächst wandte, kamen gut gemeinte Warnungen in Menge zu. Die Kaub- schützen, hieß es, hätten einen Eid darauf geschworen, bei der ersten Gelegenheit exemplarische Rache an ihm zu nehmen. Er, ein rascher, kühner Mann, schlug das Gerede in den Wind und sorgte mehr denn je dafür, daß weit und breit kund werde, wie er seinen Unter- gebenen die rücksichtsloseste Strenge anbefohlen und für etwaige schlimme Folgen die Verantwortung selbst übernommen habe. Am häufigsten rief der Oberförster dem Revierjäger Hopp die scharfe Handhabung seiner Amtspflicht ins Gedächtnis und warf ihn zu- weilen Mangel an „Schneid“ vor, wozu freilich der Alte nur lächelte. Der Krambambuli aber, den er bei solcher Gelegenheit von oben herunter anblinzelte, gähnte laut und wegwerfend. Übel nahmen er und sein Herr dem Oberförster nichts. Der Oberförster war ja der Sohn des Unvergeßlichen, bei dem Hopp das edle Weid werk erlernt; und Hopp hat wieder ihn als kleinen Jungen in die An- fangsgründe des Berufs eingeweiht. Die Plage, die er einst mit ihm gehabt, hielt er heute noch für eine Freude, war stolz auf den ehemaligen Zögling und liebte ihn trotz der rauhen Behandlung, die so gut er wie jeder andere von ihm erfuhr. 8. Eines Junimorgens traf er ihn eben wieder bei einer Exekution. Es war im Lindenrondell am Ende des herrschaftlichen Parks, der an den „Grafenwald“ grenzte, und in der Nähe der Kulturen, die der Oberförster am liebsten mit Pulverminen umgeben hätte. Die Linden standen just in schönster Blüte, und über diese hatte ein Dutzend kleiner Jungen sich hergemacht. Wie Eichkätzchen krochen sie auf den Asten der herrlichen Bäume herum, brachen alle Zweige, die sie er- wischen konnten und warfen sie zur Erde. Zwei Weiber lasen die Zweige hastig auf und stopften sie in Körbe, die bereits mehr als zur Hälfte

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 177

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
177 O lieber Herr, schau doch! riech doch! O Herr, komm! daher komm.......... Und tupft mit dem Schwänze an des Jägers Knie und schleicht, sich oft umsehend, als frage er: folgst du mir? zu der Leiche zu- rück und fängt an, das schwere Gewehr zu heben und zu schieben und ins Maul zu fassen, in der offenbaren Absieht, es zu apportieren. 11. Hem Jäger läuft ein Schauer über den Kücken, und allerlei Vermutungen dämmern in ihm auf. Weil das Spintisieren aber nicht seine Sache ist, es ihm auch nicht zukommt, der Obrigkeit Lichter aufzustecken, sondern vielmehr den gräßlichen Fund, den er getan hat, unberührt liegen zu lassen und seiner Wege — das heißt in dem Fall: geradeswegs zu Gericht — zu gehen, so tut er denn einfach, was ihm zukommt. Nachdem es geschehen und alle Förmlichkeiten, die das Gesetz bei solchen Katastrophen vorschreibt, erfüllt, der ganze Tag auch und noch ein Stück der Nacht darüber hingegangen sind, nimmt Hopp, eh’ er schlafen geht, noch seinen Hund vor. „Mein Hund,“ spricht er, „jetzt ist die Gendarmerie auf den Beinen, jetzt gibt’s Streifereien ohne Ende. Wollen wir es andern überlassen, den Schuft, der unseren Oberförster erschossen hat, weg- zuputzen aus der Welt? — Mein Hund kennt den niederträchtigen Strolch, kennt ihn, ja, ja. Aber das braucht niemand zu wissen, das habe ich nicht ausgesagt... Ich, hoho!.... Ich werde meinen Hund hineinbringen in die Geschichte.... Das könnt’ mir einfallen!“ Er beugte sich über Krambambuli, der zwischen seinen ausgespreizten Knien saß, drückte die Wange an den Kopf des Tieres und nahm seine dankbaren Liebkosungen in Empfang. Dabei summte er: „Was macht denn mein Krambambuli?“ bis der Schlaf ihn übermannte. 12. Seelenkundige haben den geheimnisvollen Drang zu erklären gesucht, der manchen Verbrecher stets wieder an den Schauplatz seiner Untat zurückjagt. Hopp wußte von diesen gelehrten Aus- führungen nichts, strich aber dennoch ruh- und rastlos mit seinem Hunde in der Nähe des Lindenrondells herum. Am zehnten Tage nach dem Tode des Oberförsters hatte er zum erstenmal ein paar Stunden lang an etwas anderes gedacht als an seine Rache und sich im „ Grafen wähle“ mit dem Bezeichnen der Bäume beschäftigt, die beim nächsten Schlag ausgenommen werden sollten. Wie er mit seiner Arbeit fertig ist, hängt er die Flinte wieder um und schlägt den kürzesten Weg quer durch den Wald gegen die Kulturen in der Nähe des Lindenrondells ein. Im Augenblick, indem er auf den Fußsteig treten will, der längst des Buchenzaunes läuft, ist ihm, als höre er etwas im Laube rascheln. Gleich darauf herrscht jedoch tiefe Stille, tiefe, anhaltende Stille. Fast hätte er Kappey u. Koch, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. 12

9. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 424

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
424 4. Sie schlagen den Herrn, sie rauben den Hort, sie schleppen das Weib als Sklavin fort; sie leeren den Stall, sie plündern den Schrein, sie brechen den Keller und schütten den Wein; sie schleudern ins Haus den flackernden Span, es kräht von der Scheune der rote Hahn; sie werfen den Brand in das reife Korn, und Asche weht durch Distel und Dorn: die Hunnen, die Hunnen! 5. Das Gras verwelkt an Rain und Pfad, wenn ihn ein Hunnenfuß betrat; der Bach versiegt, der Born wird faul, wenn aus ihm trank ein Hunnengaul. Vergilbt und tot ist Kraut und Klee, im Wald verschmachten Hirsch und Reh; kein Vogel singt im stillen Hain, der Wind nur seufzt am nackten Stein: die Hunnen, die Hunnen! 6. So braust, der Hagelwolke gleich, der wilde Schwarm von Reich zu Reich; vor ihm die schöne grüne Welt mit Wiesenflur und Ackerfeld; im Rücken kreischt der Habicht schrill um Aas und Schutt, sonst alles still. — Und weiter stampft der ehrne Huf, und weiter klagt der Jammerruf: die Hunnen, die Hunnen! Friedrich Wilhelm W eher. 256. Karl der Grotze auf der Jagd. 1. Kaiser Karl der Große fährte seine Gäste gern auf die Jagd, denn Weidwerk blieb ihm die liebste Erholung; der Jagdgrund, zu dein er am häufigsten zog, war der Ardennerwald. Stattlich war der Auszug der kaiserlichen Jagd, wie ihn Angilbert, der Freund und Sänger Karls, beschreibt. 2. Wenn die erste Morgenröte auf die Berggipfel fiel, dann eilte die Schar der edlen Knaben vor das Schlafgemach des Königs und er- wartete ihn auf der untersten Stufe. In der Stadt wurde es laut; die Menge tummelte sich auf dem Platze; die Herren riefen ihren Dienern; Roß wieherte gegen Roß. Das Leibpferd des Königs wurde an die Stufen geführt; Zaum und Decke waren mit Gold geschmückt; stolz

10. Teil 4 = 5. - 6. Schulj - S. 458

1913 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
458 nimmt den zu Tode Erschöpften auf. Er wirft sich auf sein Antlitz und liegt dort lange, lange. — 4. Müde erhebt er sich, in den Mienen die Spuren eines Kampfes, wo starker Manneswille zerbrochen wird wie dürres Reis, und hängt Schwert und Schild an eine Eiche. Sinnend verweilt er noch davor. Dann wendet er sich ab und besteigt sein Roß — als Christ. Hermann B e r n d t 272. Der Schenk von Limburg. 1. Zu Limburg auf der Feste da wohnt' ein edler Graß den keiner seiner Gäste jemals zu Hause traf. Er trieb sich allerwegen Gebirg und Wald entlang, — kein Sturm und auch kein Regen verleidet' ihm den Gang. 2. Er trug ein Wams von Leder und einen Jägerhut mit mancher wilden Feder, das steht den Jägern gut; es hing ihm an der Seiten ein Trinkgefäß von Buchs; gewaltig konnt' er schreiten und war von hohem Wuchs. 3. Wohl hatt' er Knecht' und Mannen und hatt' ein tüchtig Roß, ging doch zu Fuß von dannen und ließ daheim den Troß. Es war sein ganz Geleite ein Jagdspieß, stark und lang, an dem er über breite Waldströme kühn sich schwang. 4. Nun hielt auf Hohenstaufen der deutsche Kaiser haus. Der zog mit hellen Haufen einstmals zu jagen aus; er rannt' auf eine Hinde so heiß und hastig vor, daß ihn sein Jagdgesinde im wilden Forst verlor 5. Bei einer kühlen Quelle da macht' er endlich Halt; gezieret war die Stelle mit Blumen mannigfalt. Hier dacht' er sich zu legen zu einem Mittagschlaf, da rauscht' es in den Hägen, und stand vor ihm der Graf. 6. Da hub er an zu schelten: „Treff' ich den Nachbar hie? Zu Hause weilt er selten, zu Hofe kommt er nie. Man muß im Walde streifen, wenn man ihn sahen will; man muß ihn tapfer greifen, sonst hält er nirgends still." 7. Als drauf ohn' alle Fährde der Graf sich uiederließ und neben in die Erde die Jägerstauge stieß, da griff nüt beiden Händen der Kaiser nach dem Schaft: „Den Spieß muß ich mir pfändeu, ich nehm' ihn mir zu Haft. 8. Der Spieß ist mir verfangen, des ich so lang' begehrt; du sollst dafür empfangen hier dies mein bestes Pferd. Nicht schweifen im Gemälde darf mir ein solcher Mann, der mir zu Hof und Felde viel besser dienen kann."
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